Wilhelm Leuschner, ein Leben für die Demokratie

Ein Liederbuch aus dem Schützengraben

Ein von Leuschner selbstgemachtes Liederbuch aus dem Schützengraben, Bild: Nasser Amini

Ein von Leuschner selbstgemachtes Liederbuch aus dem Schützengraben, Bild: Nasser Amini

„Vaterland wach auf“, aus Leuschners eigenem Liederbuch

Das war „Mein Vaterland wach auf“ aus dem Liederheft von Wilhelm Leuschner aus seiner eigenen Volksliedersammlung. Ziemlich komisch, nicht wahr? Er hat diese Volkslieder aus dem Gedächtnis heraus während des Krieges aufgeschrieben, vielleicht unter einem Erdhaufen zusammen gekauert, in einem Schützengraben, während links und rechts Bomben auf ihn prasseln.

Psychische Spuren des Krieges

Diese komische, vielleicht auch apokalyptische Anordnung der Noten war von Wilhelm Leuschner beabsichtigt, sie entsprechen nicht dem Original, aber verdeutlichen seine Notsituation in diesem Moment. Eben genau das macht diese Liederheft zu etwas Besonderes, nicht nur wegen der präzisen Handschrift und Linienführung, sondern auch wegen den psychischen Spuren des Krieges, die man darin findet, mitten in Tod, Sterben und Gewalt.

Leuschner kennt die Volkslieder wahrscheinlich alle auswendig

Bestimmt kannte er die Volkslieder alle auswendig. Das eigentlich romantische Lied „Mein Vaterland wache auf“ könnte man vielleicht auch als politische Hoffnung auf ein Ende des Krieges werten und auf eine Veränderung der politischen Verhältnisse danach.
Laetitia Tobiasch

Linien und Noten aus dem Kopf. Bild: Nasser Amini